Vom Kaiserreich zur Republik
Dienstag, 31. Dezember 1918
Im Deutschen Reich überschlagen sich die Ereignisse: Nach der militärischen Niederlage folgt der Zusammenbruch des Kaiserreichs und die Ausrufung der Republik.
Kriegsende: Zwischen dem 21. März und dem 8. April bringt die letzte große Offensive an der Westfront, die sog. Ludendorff-Offensive, zwar Geländegewinne, aber keinen durchschlagenden strategischen Erfolg mehr. Der Zusammenbruch der Westfront ab dem 8. August veranlasst die Oberste Heeresleitung (OHL), Kaiser Wilhelm II. zum schnellen Abschluss eines Waffenstillstands zu raten. Die Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages kommt einer Kapitulation gleich.
Matrosenaufstand: Matrosen und Heizer der Hochseeflotte in Kiel und Wilhelmshaven verweigern am 29. Oktober den Gehorsam, als sie den Befehl erhalten, zu einem letzten Gefecht gegen die britische Flotte auszulaufen. Die Meuterei gibt das Signal zur Novemberrevolution.
Revolution: In Berlin bricht am 9. November der bewaffnete Aufstand aus. In den Städten und Ländern haben Arbeiter- und Soldatenräte bereits die Macht übernommen. Die Monarchen entsagen ihren Thronen. Am 7. November flieht der bayerische König Ludwig III., am 8. November dankt Herzog Ernst August von Braunschweig ab, am 9. November stürzen Sachsens König Friedrich August III. und der württembergische König Wilhelm II.
Republik-Proklamationen: Am 7. November ruft Kurt Eisner (USPD) in München den republikanischen »Freien Volksstaat Bayern« aus. Am 9. November proklamiert Philipp Scheidemann (SPD) die Republik. Der sich anschließende Versuch Karl Liebknechts, mit der Ausrufung der Räterepublik die Revolution in eine sozialistische Revolution umzufunktionieren, scheitert.
KPD-Gründung: Auf der Reichskonferenz des Spartakusbundes in Berlin gründet am 30. Dezember der linke Flügel der USPD die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Hauptziel der Partei unter Führung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ist eine Räterepublik nach russischem Vorbild.
Hohenzollern
Mit der Abdankung von Wilhelm II. nimmt das deutsche Kaiserreich am 9. November ein unrühmliches Ende. Der dritte Kaiser der Dynastie Hohenzollern muss zu diesem Schritt gezwungen werden. Seine Abdankung als König von Preußen gibt der Kaiser erst am 28. November bekannt, als er sich bereits im Exil befindet.
Erster deutscher Kaiser aus dem Geschlecht der Hohenzollern wurde am 18. Januar 1871 Wilhelm I., König von Preußen. Nach seinem Tod am 9. März 1888 wurde zunächst sein Sohn Friedrich (III.) deutscher Kaiser. Friedrich verstarb jedoch bereits am 15. Juni des gleichen Jahres und sein Sohn Wilhelm (II.) bestieg im Alter von 29 Jahren den Thron.
Wilhelm II. ist Mitglied eines über 750 Jahre alten deutschen Adelsgeschlechts. Erstmals im Jahr 1061 erscheint ein Graf von Zollern in schwäbischen Urkunden. Etwa 1214 teilte sich das Haus Zollern in eine schwäbische und eine fränkische (später: brandenburgisch-preußische) Linie. Die fränkische Linie erhielt im Jahr 1417 die brandenburgische Kurwürde. 1614 gewannen die brandenburgischen Hohenzollern Kleve, Mark und Ravensberg, 1616 das Herzogtum Preußen als polnisches Lehen.
Die ersten Schritte auf dem Weg Brandenburg-Preußens zur Großmacht gelangen Friedrich Wilhelm, dem Großen Kurfürsten, der 1640 bis 1688 regierte, Friedrich Wilhelm I., dem Soldatenkönig, der u.a. Schlesien hinzugewann, und Friedrich II., dem Großen, der während seiner Regentschaft (1740-86) u.a. Westpreußen und Ostfriesland eroberte.