Blutsonntag in Petersburg
Petersburg, Sonntag, 22. Januar 1905
Das Massaker, das russische Soldaten
unter Demonstranten anrichten, steht am Beginn der revolutionären
Mobilisierung der Massen.
Vor dem Schlossplatz des Winterpalais
eröffnen Truppen das Feuer auf 140 000 friedlich demonstrierende
Arbeiter, Frauen und Kinder. 1000 Menschen finden den Tod.
In einer Bittschrift wollten die
Demonstranten dem Zaren Nikolaus II. ihre Forderungen nach Einführung
des Achtstundentages, eines Arbeiterschutzgesetzes und der
progressiven Einkommensteuer sowie der Übereignung des Bodens an die
Bauern übermitteln. Der politische Schaden für Zar Nikolaus II. ist
enorm. Das Vertrauen der Arbeiterschaft in ihn ist zerstört.
Relativitätstheorie verändert die
Physik
Bern, Freitag, 17. März 1905
In zwei wissenschaftlichen Abhandlungen
revolutioniert der deutsche Wissenschaftler Albert Einstein das
physikalische Weltbild, das bis dahin auf rein mechanistischen
Denkmodellen aufbaute.
Der beim Schweizer Patentamt als
»technischer Experte dritter Klasse« arbeitende Physiker Albert
Einstein erweitert die Plancksche Quantentheorie und formuliert in
einer Arbeit vom 30. Juni die Gesetze der speziellen
Relativitätstheorie.
Durch die Relativitätstheorie
definiert Einstein Masse, Energie und Lichtgeschwindigkeit als
wesentliche physikalische Grundbegriffe und setzt sie in eine
grundlegend neue Beziehung zueinander. Er leitet u.a. die Äquivalenz
von Masse (m) und Energie (E) in der berühmten Gleichung E = mc² ab
(c = Lichtgeschwindigkeit).
Jahrhundertgenie
Der in Ulm (* 14.3.1879) geborene
Albert Einstein gehört zu den bedeutendsten Wissenschaftlern der
Neuzeit. Mit seiner speziellen Relativitätstheorie brachte er die
Begriffe vom absoluten Raum und der absoluten Zeit zum Einsturz. In
den 20er und 30er Jahren war Einstein als Pazifist zunehmend
antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. 1921 erhält er den
Nobelpreis. Einstein emigriert 1932 in die USA, wo er 1955 stirbt.
Staat und Kirche getrennt
Paris, Samstag, 22. April 1905
Die Regierung des antiklerikalen »Republikanischen Blocks« stuft die katholische Kirche als »gefährlichste Macht der Reaktion« ein.
Die französische Abgeordnetenkammer genehmigt mit 509 gegen 44 Stimmen den entscheidenden Artikel des Gesetzes über die Trennung von Staat und Kirche. Danach werden sämtliche Kirchengüter an »Kultusgemeinschaften« übertragen. Diese wiederum bedürfen der staatlichen Zulassung.
Das Gesetz, das am 11. Dezember als Ganzes verabschiedet wird, geht davon aus, dass die Religion persönliche Angelegenheit des Gläubigen sei. Der Staat müsse von jeder Leistung für »religiöse Handlungen« befreit sein. Ab 1906 sollen alle staatlichen Zahlungen für Religionsgemeinschaften eingestellt werden. Diese haben in Zukunft selbst für die Besoldung ihrer Geistlichen und die Erhaltung ihrer Kirchen zu sorgen. Dafür verzichtet der Staat auf Einflussnahme bei der Wahl der Kirchendiener.
Ob dieses Gesetz die Macht der katholischen Kirche in Frankreich brechen kann, wird von Kritikern bezweifelt. Ohne Einflussmöglichkeit bei den Wahlen würden Pfarrer und Bischöfe im Einvernehmen mit der Kurie gewählt, was die Autorität des Papstes stärke.
Die im Jahr 1899 erfolgte Regierungsübernahme des »Republikanischen Blocks« unter dem Ministerpräsidenten Pierre Waldeck-Rousseau markierte das politische Aus für das Bündnis aus Nationalisten, Royalisten, Klerus und reaktionären Militärs, das sich während der Dreyfus-Affäre gebildet hatte. Der republikanische Block, getragen vom Bürgertum und von Teilen der sozialistischen Arbeiterbewegung, vertritt einen sozialen Reformkurs und eine strikt antiklerikale Linie. Mit Alexandre Millerand als Handelsminister kam 1899 erstmals ein Sozialist ins Kabinett.
Die Arbeiterbewegung formiert sich
Paris, Dienstag, 25. April 1905
Die sozialistische Internationale erkennt die Notwendigkeit der Einheit. Sie fordert den nationalen Zusammenschluss von rivalisierenden sozialistischen Parteien.
Die sich bekämpfenden Richtungen des französischen Sozialismus, die Sozialistische Partei Frankreichs unter dem Marxisten Jules Guesde und die Französische Sozialistische Partei unter dem Revisionisten Jean Jaurés, vereinigen sich zur »Sozialistischen Partei, Französische Sektion der Arbeiterinternationale« (SFIO). Die neue Partei gibt sich ein marxistisches Programm. Hauptsprecher der SFIO im Parlament wird Jaurés.
Die Vereinigung erfolgt gemäß einer 1904 auf dem Internationalen Sozialisten-Kongress in Amsterdam verabschiedeten Resolution über die Einheit sozialistischer Parteien. Bereits in der Frühphase der Arbeiterbewegung wird der Dualismus von Revolution und Reform, von Klassen- und Staatspolitik, von revolutionärer Diktatur und von den Bemühungen zur Demokratisierung des Gesamtstaates und seiner Teileinheiten deutlich.
Der Eintritt des französischen Sozialisten Alexandre Millerand in das Kabinett von Ministerpräsident Pierre Waldeck-Rousseau (1899-1902) hatte die französischen Sozialisten in der Frage der Beteiligung an bürgerlichen Regierungen gespalten. Die Gegner einer solchen Koalitionsbildung schlossen sich 1901 zum Revolutionären Sozialistischen Bund (ab 1903: Sozialistische Partei Frankreichs) zusammen.
Großbritannien: Auf den britischen Inseln kam es 1900 nach erfolgreichen Massenstreiks zur Verbindung von Gewerkschaftsbewegung und politischer Arbeiterbewegung. Mit dem »Labour Representation Committee« war faktisch die Labour Party gegründet worden, die diesen Namen 1906 annimmt. Die Labour Party, im Unterhaus mit Liberalen und irischen Nationalisten zusammengehend, wuchs rasch, vor allem durch den Beitritt zahlreicher Gewerkschaften. Die Zahl ihrer Unterhausmandate stieg kontinuierlich von zwei im Jahr 1900 auf 42 im Dezember 1910. An der Regierung Asquith war die Labour Party, begünstigt durch ein geheimes Wahlabkommen (1903-10), beteiligt.
Russland: Hier ging aus dem Zusammenschluss von marxistischen Zirkeln zur Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) im Jahr 1898 die Kommunistische Partei der Sowjetunion (KPdSU) hervor. Auf dem 2. Parteitag 1903 in Brüssel und London spaltete sich die Partei in Bolschewiki (russ. Mehrheitler) und gemäßigte Menschewiki (russ. Minderheitler). Die revolutionär gesinnten Bolschewiki rissen 1917 in der Oktoberrevolution mit den Mitteln eines bewaffneten Aufstands die Macht an sich. Ab März 1918 hatten sie nach Ausschaltung aller ihrer Bündnispartner die Macht alleine inne.
Norwegen streift Zwangsunion ab
Kristiania, Mittwoch, 7. Juni 1905
In einer »friedlichen Revolution« trennt sich Norwegen von Schweden. Ungläubiges Staunen in Europas Hauptstädten kennzeichnet die ersten Reaktionen auf die norwegische Unabhängigkeit.
Das Storting, die norwegische Volksvertretung, erklärt einstimmig die Union mit Schweden für aufgelöst und den Unionskönig Oscar II. als König von Norwegen für abgesetzt. Der vergleichsweise geringe Anlass für das Vorgehen des Parlaments war die Weigerung Schwedens, Norwegen ein eigenes Konsulatswesen zuzugestehen.
Das Auseinanderfallen der beiden Staaten verläuft ohne jedes Blutvergießen und ohne größere Komplikationen. Die norwegischen Unionsgegner bitten den abgesetzten Monarchen sogar, ihnen bei der Suche nach einem neuen König behilflich zu sein. Eine Volksabstimmung am 13. August, von den Schweden zur Vorbedingung für eine Trennung gemacht, ergibt ein überwältigendes Votum von 368 392 Trennungs-Befürwortern gegen nur 184 Nein-Stimmen. Die Unterschriften von 250 000 von dem Referendum ausgeschlossenen Frauen, die sich sämtlich für die Auflösung der Union aussprechen, schlagen eine Bresche für die Einführung des Frauenwahlrechts.
Am 12. November sprechen sich die Norweger in einer erneuten Volksabstimmung für die Wahl des Prinzen Carl von Dänemark als Håkon VII. zum König von Norwegen aus. Am 25. November trifft der gewählte neue König in Kristiania ein, wo er von einer jubelnden Menschenmenge empfangen wird.
Personalunion
Seit 1387 waren die Könige von Dänemark auch die Könige von Norwegen. Der letzte norwegische König, Haakon VI. Magnusson, war im Jahr 1380 gestorben. Am Ende der Befreiungskriege gegen Napoleon zwangen die Großmächte 1814 Dänemark im Kieler Frieden zur Abtretung Norwegens an Schweden. Die Norweger bestritten dem dänisch-norwegischen König das Recht, das Land ohne Einwilligung seiner Bewohner an Schweden abzutreten. Nach ihrer Auffassung war die Souveränität seitdem auf das norwegische Volk übergegangen. Oscar II., der letzte gemeinsame König von Schweden und Norwegen (seit 1872), bekämpfte die unionsfeindlichen Bestrebungen vergebens.
Vatikan ringt um Einfluss
Vatikan, Montag, 19. Juni 1905
Vor allem aus Furcht vor dem Aufkommen
des Sozialismus gestattet die katholische Kirche den Gläubigen, sich
politisch zu engagieren.
In der Enzyklika »Il firmo proposito«
an die italienischen Bischöfe gibt Papst Pius X. den italienischen
Katholiken erstmalig die Erlaubnis zur Beteiligung am staatlichen
Leben. Bisher ist den italienischen Katholiken eine politische
Betätigung oder etwa die Teilnahme an Parlamentswahlen untersagt.
Zur Begründung heißt es in dem päpstlichen Schreiben: »Die
katholische Aktion muß sich Geltung verschaffen, durch all jene
praktischen Mittel, die ihr der Fortschritt des sozialen und
wirtschaftlichen Studiums,... die Verhältnisse der bürgerlichen
Gesellschaft, ja sogar das öffentliche Staatsleben an die Hand
geben. Sie muß sich infolgedessen jener bürgerlichen Rechte
bedienen, welche die heutigen Staatsverfassungen allen und demnach
auch den Katholiken gewähren.«
Meuterei auf der »Potemkin«
Odessa, Dienstag, 27. Juni 1905
Die sozialen Unruhen im Zarenreich
weiten sich auf die Streitkräfte aus. Erstmals solidarisieren sich
Matrosen mit den Zielen der Revolution.
Unter der Besatzung des Panzerkreuzers
»Potemkin«, eines Kriegsschiffes der russischen Schwarzmeerflotte,
bricht eine Meuterei aus.
Als sich Matrosen über verdorbenes Fleisch beschweren und der
Kommandant daraufhin einen beschwerdeführenden Soldaten erschießt,
nimmt die Mannschaft unter dem Matrosen Afansi Matuschenko das Schiff
in Besitz. Die Matrosen erschießen mehrere Offiziere und hissen die
rote Fahne.
Japan zwingt Rivalen Russland in die
Knie
Portsmouth, Dienstag, 5. September 1905
Mit dem Sieg im Russisch-Japanischen
Krieg hat sich Japan in den Augen der Weltöffentlichkeit als
Ordnungsmacht in Ostasien und als eine den europäischen Staaten bzw.
den USA ebenbürtige Großmacht etabliert.
Der Friedensvertrag, der den
Russisch-Japanischen Krieg beendet, wird in der Hafenstadt im
US-Bundesstaat New Hampshire unterzeichnet. Er bringt relativ milde
Friedensbedingungen für das Zarenreich und – nach dem Sieg über
eine »europäische« Großmacht – einen erheblichen
außenpolitischen Prestigegewinn für Japan.
Im Einzelnen sehen die
Friedensbestimmungen die Anerkennung Koreas als japanisches
Interessengebiet und die Abtretung des Südteils der Sachalin-Inseln
vor. Ebenso fällt Port Arthur mit seinem eisfreien Hafen und der
Südteil der Eisenbahnlinie von Port Arthur 250 km nordwärts an
Japan. Russland muss wider Erwarten von Beobachtern keine
Kriegsentschädigung bezahlen und behält den Nordteil der
Sachalin-Inseln sowie der Eisenbahnlinie. Beide Staaten verpflichten
sich, ihre Truppen aus der Mandschurei abzuziehen und die
Souveränität Chinas im Stammland des chinesischen Kaiserhauses
wieder herzustellen.
Mit einem japanischen
Überraschungsangriff auf russische Kriegsschiffe vor Port Arthur
begannen am 8. Februar 1904 die Kampfhandlungen. Vorausgegangen waren
jahrelange Spannungen zwischen den beiden imperialistischen Mächten,
die ihren Einfluss in der Mandschurei bzw. in Korea sichern wollten.
Die Kapitulation von Port Arthur am 2. Januar 1905 und die Niederlage
in der Seeschlacht von Tsuschima am 25. Mai 1905 waren die
markantesten Ereignisse, die zur Niederlage Russlands führten.
Bei den äußerst verlustreichen
Kämpfen um Port Arthur fallen auf russischer Seite 25 000, auf
Seiten Japans rd. 70 000 Soldaten. In der Seeschlacht bei Tsuschima
erringt der japanische Admiral Heihachiro Togo den entscheidenden
Sieg über die russische Flotte unter Admiral Sinowi P.
Roschdestwenski. Dessen vernichtende Niederlage sichert Japan die
Seeherrschaft in Ostasien.
»Die Wilden« erobern die Kunstszene
Paris, Mittwoch, 18. Oktober 1905
Der Fauvismus in Frankreich stellt
zusammen mit dem Expressionismus in Deutschland den Auftakt zu einer
revolutionären Entwicklung in der Kunstgeschichte dar.
Im »Salon d' Automne« betritt der
Kunstkritiker Louis Vauxelles den Raum VII mit den Worten »Parmi les
fauves« (»inmitten der Wilden«). Damit gibt er das Stichwort für
eine Kunstrichtung. Zu den ausstellenden Künstlern, die alle
gesteigerten Wert auf kontrastreiche Farbigkeit und Lichtwirkung
legen, zählen u.a. Henri Matisse und Maurice de Vlaminck.
Die Brücke: In Dresden gründen die Studenten Erich Heckel, Ernst
Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rotluff und Fritz Bleyl die
Künstlergruppe »Die Brücke«. Sie pflegen einen flächigen, stark
farbigen Stil, der dem der »Fauves« verwandt ist.
Nikolaus II. gewährt Finnland Autonomie
Peterhof, Samstag, 4. November 1905
Das Übergreifen der Unruhen aus Russland und finnischer Unabhängigkeitswille zwingen den Zaren zur Wiederherstellung der Autonomie.
Zar Nikolaus II. stellt die Verfassung und damit die Autonomie des russischen Großfürstentums Finnland wieder her. In einer Proklamation kündigt er die Ausarbeitung einer neuen Landtagsordnung an. Als klar wird, dass die finnische Unabhängigkeitsbewegung ihr Ziel mit friedlichen Mitteln erreicht, flauen die Unruhen ab.
Die Russifizierungspolitik hatte sich in den vergangenen Jahren verschärft. Die finnische Armee war aufgelöst und die Zensur eingeführt worden. 1903 wurde Russisch als Sprache für Senatssitzungen vorgeschrieben. Im selben Jahr erhielt Generalgouverneur Nikolai I. Bobrikow diktatorische Vollmachten. Er wurde 1904 von einem Beamten ermordet. Die Finnen spalteten sich in zwei Lager: Die sog. Konstitutionellen setzten auf passiven Widerstand, die sog. Altfinnen arbeiteten mit dem Zarenregime zusammen.
Russifizierung
Finnland war seit dem 13. Jahrhundert Teil des schwedischen Reiches. Nach der Eroberung durch Russland wurde das Land 1809 russisches Großfürstentum. Bis in die 90er Jahre hatte das Land jedoch eigene Gesetze, eine eigene Verwaltung und einen eigenen Landtag. 1899 hob Zar Nikolaus II. in einem Staatsstreich die innere Autonomie Finnlands auf. Er suspendierte den Landtag und regierte autokratisch.
Kaiser Wilhelm II. provoziert Marokkokrise
Sonntag, 31. Dezember 1905
Die sog. Marokkokrise führt das Deutsche Reich unter Kaiser Wilhelm II. an den Rand einer militärischen Auseinandersetzung mit dem Nachbarn Frankreich. Für Berlin beginnt der Weg in die außenpolitische Isolation. Im Innern zeigen 200 000 streikende Bergleute ihre Macht.
Marokkokrise: Zu einem Blitzbesuch trifft Kaiser Wilhelm II. am 31. März in der marokkanischen Hafenstadt Tanger ein. Um die Wirtschaftsinteressen des Deutschen Reichs zu wahren, betont er nachdrücklich die Souveränität des Sultans Abd al Asis und die Gleichberechtigung aller Mächte im Lande. Damit ist die französische Marokkopolitik durchkreuzt, eine kriegerische Auseinandersetzung liegt im Bereich des Möglichen. Frankreich hatte sich in der »Entente cordiale« mit Großbritannien auf eine Teilung der imperialen Interessensphären geeinigt und wollte mit der Einverleibung Marokkos sein nordafrikanisches Kolonialreich abrunden. Erst mit dem Rücktritt des kriegsbereiten französischen Außenministers Théophile Delcassé entschärft sich die angespannte Situation.
Streikerfolg: Am 9. Februar wird der bis dahin größte Streik im Ruhrrevier abgebrochen, nachdem die Reichsregierung versprochen hat, die Berggesetzgebung zu reformieren. Das preußische Abgeordnetenhaus beschließt am 26. Mai die Einführung der Achteinhalbstundenschicht einschließlich Ein- und Ausfahrt sowie die Zulassung von Arbeiterausschüssen auf allen Zechen mit mehr als 100 Beschäftigten. Zur Überwachung der richtigen Beladung der Kohlewagen sollen von den Ausschüssen Vertrauensmänner gewählt werden.
Salome: Mit der Uraufführung der Oper »Salome« am 9. Dezember unter Leitung von Ernst von Schuch im königlichen Opernhaus zu Dresden wird der Komponist Richard Strauss über Nacht zum führenden Musikdramatiker der Gegenwart. Strauss, der die Leitmotivtechnik Richard Wagners verwendet, setzt beim Einsatz des 120 Musiker starken Orchesters neue Maßstäbe. Die Wahl von Dissonanzen, verzerrten Akkorden, Feierlichkeit und Pathos entspricht den Charakteren der Figuren. Das Libretto beruht auf einem Drama von Oscar Wilde.
Die Brücke: Die in Dresden am 7. Juni um Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rotluff und Fritz Bleyl gegründete Künstlervereinigung »Die Brücke« wendet sich vom Impressionismus ab und entwickelt einen stark farbigen Zeichen- und Malstil, der in einfacher, ungestümer Bildsprache der Seele Ausdruck verleiht. »Die Brücke« übt großen Einfluss auf den Holzschnitt und die Lithografie aus. Wegen persönlicher Unstimmigkeiten löst sich die Gruppe 1913 auf.
Hochzeitsrausch: Das gesellschaftliche Ereignis des Jahres ist die Vermählung des Kronprinzen Wilhelm mit Herzogin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin am 6. Juni im Berliner Schloss. »Berlin streut der Kronprinzenbraut Rosen« lautet das Motto für die Ausschmückung der Hochzeitsstadt. 80 000 Rosen bestellt allein der Magistrat für die Girlanden und Arrangements der Feststraßen und -plätze.